Es gibt in deinem Körper verschiedene Muskelketten, die über Fasziensystem (Bindegewebsstrukturen) miteinander verbunden sind und als funktionale und strukturelle Einheit fungieren.

Neben den vertikalen Ketten (vordere und hintere Kette), gibt es außerdem die beiden seitlichen Muskelketten. Diese vier Ketten stabilisieren deinen Körper im Stand und sorgen dafür, dass du eine aufrechte Haltung hast. In der Laufbewegung wird dein Körper im Idealfall über die spiralförmigen Muskelketten stabilisiert und aufgerichtet, so hat jede Muskelkette ihre ganz spezifische Aufgabe.

Obwohl die Muskeln der Ketten nicht direkt miteinander in Verbindung stehen, sind sie indirekt über Faszien miteinander verbunden. Zieht sich ein Muskel innerhalb einer Kette zusammen, kontrahiert automatisch auch die an ihm anliegende Faszie und gibt den Impuls über Muskelsehnen und Muskelfasern über die gesamte Kette hinweg weiter. Hier erschließt sich auch mal wieder die Bedeutsamkeit gesunder und gut ernährter Faszien. Ist dein Fasziengewebe verhärtet und verklebt, kann die Spannungsweitergabe nicht optimal funktionieren!

Die Muskelspindeln (Dehnungsrezeptor) erfassen nun diese vorhandenen Spannungen als Dehnung und leiten die Informationen an dein Nervensystem weiter. Dort werden die Signale verarbeitet und in Muskelaktivität umgewandelt. Die gesamte Kette reagiert nun in Form einer Spannungsänderung. Kling ja mal mega nice! Ist es auch!

Und trotzdem gibt’s einen „Nachteil“. Wie heißt es so schön? In guten wie in schlechten Zeiten. Genauso, wie die Muskeln deiner Ketten in guten Zeiten (Sport, Stabilisierung, Bewegung, etc.) miteinander verbunden sind und du von diesem Konzept profitierst, genauso sind sie es aber auch in schlechten Zeiten. Das heißt: Hast du ein Problem in einem Muskel, eine Verspannung, Schmerzen o.ä. ist mehr oder weniger die komplette Kette hiervon betroffen.

Schauen wir uns hierzu noch einmal die spirale Muskelkette an. Ihre Aufgabe ist das Stabilisieren deines Körpers in Bewegung, wodurch sie vor allem „über Kreuz“ arbeitet. Und jetzt kommts: Die Mobilität deines rechten Schulterblatts zum Beispiel sorgt, über das Zusammenspiel von Faszien und Muskulatur, für die Stabilität in deinem linken Bein. Crazy! Eine mangelnde Mobilität in deinem Schulterblatt hat deswegen aber fast immer eine Instabilität deiner Beinachse auf der anderen Seite zur Folge. Wenn du nun beispielsweise Rechtshänder/in bist und deswegen vor allem mit deiner rechten Seite arbeitest, kann es sein, dass dein Schulterblatt nicht mehr ausreichend mobil ist, was zu einer Instabilität in deinem linken Bein führen kann. Da der Körper stehts bemüht ist, einen Ausgleich zu schaffen, muss er sich die Stabilität nun aus deinem rechten Bein holen. Folge sind oft Überlastungen am Iliotibialband, in diesem Bein, was früher oder später zu Knieschmerzen führen wird. Auch der Blick nach kranial (Richtung Kopf) macht in diesem Zusammenhang Sinn: Obwohl die genauen Ursachen von Spannungskopfschmerzen noch nicht bekannt sind, werden bereits seit einiger Zeit Verspannung der Nacken- Hals- und Schultermuskulatur als Gründe hierfür genannt. Sieht man sich die Verläufe der hinteren Kette genauer an, macht dies durchaus Sinn. Also lieber kein Nacken- und Schultertraining mehr?

Nein, das ist die falsche Schlussfolgerung! Das Training dieser Muskelgruppen ist wichtig zur Haltungskontrolle, zur besseren Stabilität deines muskelgeführten Schultergelenks und zum Schutz deiner Halswirbelsäule. Wenn ich dadurch aber Kopf- und Nackenschmerzen bekomme? Dann helfen Methoden wie die Blackrole, Dehnübungen, das Einrichten eines ergonomischen Arbeitsplatzes, Wärme und Massagen zur präventiven Verhinderung von Kopfschmerzen.

Hört sich schlimm an? Jein. Wenn du abwechslungsreich trainierst, versuchst alle Muskelgruppen miteinzubeziehen, keine davon vernachlässigst, ab und an mal einen Tag einlegst, an dem du alles mit deiner „schwachen“ Seite machst, regelmäßig Mobility machst und darauf achtest, dich nicht zu überlasten, wird all das nicht auftreten und deine Muskelketten werden nur gute Zeiten erleben.

Also: auf die guten Zeiten

Mach dich zu deinem Projekt!